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Die Zusammenarbeit auf Sylt stärken

Es braucht alle Bürger der Insel!

Foto: Insel Sylt Tourismus-Service Viele Menschen treffen sich auf Sylt – Einheimische, Gäste, Pendler und Arbeitsmigranten. Worin liegen die Probleme im Zusammenleben dieser Menschen? Und welche Lösungen können entwickelt werden? Diesen Fragen hat sich die Initiative „Partnerschaft für Demokratie auf Sylt“ angenommen.

Insel Sylt. Sylter, Urlauber, Pendler und „Arbeitsmigranten“: Die Mischung von Menschen, die auf Sylt leben und arbeiten, ist sehr divers. Sicher keine neue Erkenntnis. Dass aus dieser Gemengelage besondere Herausforderungen, aber auch Chancen entstehen, auch nicht. Doch worin liegen die Probleme genau? Was sind die Folgen? Und welche Lösungen können entwickelt werden?

Diesen und anderen komplexen Fragen hat sich die Initiative „Partnerschaft für Demokratie auf Sylt“ angenommen. Gemeinsam mit „Camino“, einer „Werkstatt für Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich“, hat sie sich acht Monate lang mit den Herausforderungen der Einheimischen beschäftigt. Jetzt wurden die Ergebnisse in einer sogenannten Situations- und Ressourcenanalyse präsentiert. Ziel war, ein „umfassendes Verständnis für die aktuellen Gegebenheiten auf der Insel zu gewinnen.“

Sagt Andrea Dunker von der „Partnerschaft für Demokratie auf Sylt“. Auf dieser Basis sollen gezielte Maßnahmen zur Stärkung der Demokratie vor Ort entwickelt werden. Untersucht wurden fünf Themenbereiche: sozialer Zusammenhalt, Vielfalt und Rassismus, Probleme von Kindern und Jugendlichen, Jugendbeteiligung und häusliche Gewalt.

Es sind die bekannten Probleme, die in dieser Analyse zutage gefördert wurden. Der soziale Zusammenhalt auf der Insel fehlt, und das hat diverse Gründe. Viele Menschen arbeiten in prekären Arbeitsverhältnissen mit einer hohen Arbeitsbelastung und wenig Zeit. Und das hat Folgen: Die Menschen kommen schwer in Kontakt, da die Zeit für Vereine und Ehrenämter fehlt. Die jungen Menschen verlassen die Insel, weil sie auf dem Festland andere Bildungs- und Berufsmöglichkeiten haben. Hinzu kommt, dass es für sie kaum ein bezahlbares Freizeitangebot gibt. Auch viele ältere Menschen müssen wegziehen, weil ihre Rente für eine Wohnung nicht ausreicht. Die Senioren, die isoliert zwischen den Ferienwohnungen und -häusern leben, fühlen sich einsam, weil die Nachbarn fehlen.
Bei vielen Kindern und Jugendlichen besteht laut der Analyse ein „problematisches Verhalten“, das von verbaler und körperlicher Gewalt bis zu rassistischen und homophoben Beleidigungen reicht. Auch Drogenkonsum von Jugendlichen ist ein Problem. Eltern haben aufgrund der angespannten Arbeitssituation kaum Zeit, sich um den Nachwuchs zu kümmern.

Sylt ist divers: 111 Nationalitäten leben und arbeiten auf der Insel zusammen. Die sogenannten „Arbeitsmigranten“ erfahren im Alltag Rassismus und Diskriminierung. Es fehlen Anlauf- und Beratungsstellen sowie Treffpunkte für diese Menschen. „Die gewonnenen Erkenntnisse werden in die Entwicklung von zukünftigen Projekten und Programmen einfließen, die darauf abzielen, die Demokratie zu stärken, die Vielfalt zu fördern und die Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten“, sagt Andrea Dunker.
Es sollte jedem klar sein, dass es zu diesen Problemfeldern keine einfachen Lösungen gibt, doch sicherlich sinnvolle Handlungsansätze.

Es braucht beispielsweise spezielle Beratungs- und Unterstützungsangebote für Kinder und Jugendliche, Senioren, queere Menschen sowie Migranten.
Das ehrenamtliche Engagement und die Vereinskultur müssen gestärkt werden, aber das geht nur, wenn wieder mehr Menschen dauerhaft auf der Insel wohnen. Junge Menschen verdienen ein niedrigschwelliges, bezahlbares Freizeitangebot und Räume, wo sie unter sich sein können. Und nicht zuletzt: Wo begegnen sich die Sylter – nicht nur in den einzelnen Orten? Es braucht endlich ein Wir-Gefühl auf der ganzen Insel.

„Die Partnerschaft für Demokratie ruft alle Interessierten dazu auf, sich aktiv an den kommenden Initiativen zu beteiligen und gemeinsam an einer lebendigen und demokratischen Gestaltung Sylts mitzuwirken.“


Geschrieben von: Nicole Lütke / veröffentlicht am: 12.12.2023
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