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Lang anhaltender Schneefall weckt Erinnerungen

Wintereinbruch wie 1978/79?

Foto: Peter Marnitz

Von Peter Marnitz

Insel Sylt. Während sich in Berchtesgaden Nieselregen und Sonnenschein über den grünen Berghängen abwechseln, wird der Abhang am Keitumer Helhog zur Rodelbahn. Gut zehn Grad Celsius trennen den Süd- und Nordzipfel Deutschlands in diesen Tagen. Dichtes Schneetreiben überraschte am Mittwoch die Frühaufsteher auf Sylt, Anlieger machten sich mit Schneeschiebern an die Räumung der Gehwege und Autofahrer im SUV schalteten den Vierrad-Antrieb auf Winterbetrieb um.

Die Insel erlebt derzeit eine sonst eher seltene Wetterlage mit Schnee, Eis und Dauerfrost im Boden.

So harmlos und eher romantisch begann auch der Wintereinbruch im Dezember 1978, der später als die „Schneekatastrophe 1978/79“ in die Geschichte der Republik einging. Zum 28. Dezember 1978 lag bei hohem Luftdruck über Skandinavien und tiefem Druck über dem Rheinland eine scharfe Luftmassengrenze mehrere Tage lang über der Ostsee. Die Grenze trennte sehr milde, feuchte Luft im Süden von arktischer Polarluft mit Temperaturen von teilweise unter minus 40 Grad Celsius. Nach anhaltenden heftigen Schneefällen kam schließlich am 30. Dezember die Polarluft Richtung Alpen voran. Während in Baden-Württemberg und Bayern anfangs noch Biergartenwetter herrschte, litten die Küstenbereiche an Nord- und Ostsee tagelang unter Nordoststurm, Hochwasser und weiteren Schneefällen.

Der weitere Verlauf der Geschichte ist älteren Syltern noch gut im Gedächtnis.

„Die aktuelle Wetterlage erinnert in den Grundzügen tatsächlich an den Winter 1978. Ich glaube aber, dass wir nicht mit so dramatischen Folgen kämpfen müssen“, fasst Regine Scheuermann ihre Beobachtungen der meteorologischen Daten zusammen. Die Kreis- und Kommunalpolitikerin (SPD) hat seit ihrem Geografie-Studium ihre Liebe zur Meteorologie entdeckt und weiß Wetterkarten durchaus fachkundig zu lesen. Sie hofft deshalb, dass sich die aktuelle Lage ähnlich entwickelt wie die Winter-Wetterlagen in den Jahren 2009 bis 2011. Damals gab es längere Frostperioden, die aber nicht die katastrophalen Formen wie in den Jahren 1978/79 annahmen.

Einen klaren Unterschied zum damaligen Winter gibt es ganz sicher: Die Gemeinden auf der Insel sind wesentlich besser auf außergewöhnliche Wetterlagen vorbereitet. Die Streusalzspeicher sind gefüllt und es stehen wesentlich effektivere Räumfahrzeuge bereit.

So können sich die Kinder weiter über glatte Rodelpisten und genug Material für den Schneemannbau freuen. Und mit der nötigen Vorsicht kann man auf den Wegen am Watt selten so zu sehende Eislandschaften genießen. Da bekommen auch die Warnschilder, die darauf hinweisen, dass auf Strandwegen kein Winterdienst stattfindet, endlich einmal eine reale Bedeutung.


/ veröffentlicht am: 05.02.2021
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