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Noch vier Ringreiter-Wettbewerbe in dieser Saison

Der Ring am Galgen

Foto: Sabine Rasmußen

Insel Sylt. Die Pferde trippeln unruhig hin und her und schnauben kräftig. Sie sind besonders herausgeputzt – ebenso wie ihre Reiter, die in schwarze Uniformen gekleidet sind. Die Traditionen müssen schließlich gewahrt werden! Der Reiter nimmt Aufstellung und die Spannung bei den Zuschauern steigt – wird er den kleinen Ring am Galgen treffen? Als Zugereister lernt man auf Sylt viele verschiedene Traditionen kennen – das Ringreiten ist nur eine davon. „Der Ring hängt am Galgen“, erklärt man mir. Galgen? – Ich bin verwirrt. Wie dem, an dem man in alten Zeiten Verbrecher aufgehängt hat?

Der Galgen ist ein spezieller Ringbaum, an dem besagte Ringe befestigt sind. Die Teilnehmer treten in einem Wettbewerb gegeneinander an: Hoch zu Ross sitzend, müssen sie im Galopp den Ring mit einer rund 1,60 Meter langen Lanze treffen. Bevor die Lanze den Ring durchsticht, müssen drei Galoppsprünge gemacht werden, danach nochmals drei. Zu Beginn hat der Ring noch einen Durchmesser von 22 Milimetern, doch von Runde zu Runde wird der Ring kleiner. Wer trifft, ist eine Runde weiter. Der Reiter oder die Reiterin, die die meisten Ringe sticht, gewinnt den Wettbewerb.

Während des Wettkampfes sitzen die Teilnehmer stundenlang im Sattel und müssen versuchen, die Konzentration hochzuhalten – nicht immer einfach, vor allem, wenn zischen den Durchgängen Hochprozentiges gereicht wird.
Da das Ringreiten in Turnierform ausgetragen wird, darf vorher nicht trainiert werden – Ehrensache. Gekämpft wird um den Titel des Königs, wobei jeder Ringreiterverein während der Saison seine erfolgreichsten Reiter kürt – den Prinnz, den Kronprinz und den König. Erst am Ende jeder Saison wird der Beste gesucht, dann reiten Männer und Frauen gemeinsam um die Königswürde.
Der älteste Ringreiterverein ist das Sylter Ringreitercorps von 1861. Insgesamt gibt es auf der Insel acht Vereine, fünf Männerclubs und drei Amazonenriegen, die seit 1980 um die Königinnenwürde reiten. In Schleswig-Holstein soll es laut Unesco (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation) noch 300 aktive Vereine mit rund 9.000 Mitwirkenden geben. Seit 2021 gehört Ringreiten zum immaterielles Kulturerbe. Tatsächlich ist der Wettbewerb dort, wo er noch ausgetragen wird, eine tief verwurzelte Tradition und ein Höhepunkt des Dorflebens. Auch im Süden Dänemarks und in Teilen der Niederlande ist Ringreiten verbreitet.

Interessierte, die das Reiterspektakel in der laufenden Ringreitersaison auch einmal selbst erleben möchten, können zu folgenden Veranstaltungen gehen:
• Sonntag, 23. und Montag, 24. Juli – Keitumer Ringreiterverein von 1920 – Parkplatz West, Keitum
• Sonntag, 6. und Montag, 7. August – Morsumer Ringreiterverein von 1884 – Muasem Hüs, Morsum
• Sonntag, 13. August – Sylter Amazonen-Ringreiterverein von 1982 – Muasem Hüs, Morsum
• Sonntag, 26. August – Amtsringreiten aller Vereine – Muasem Hüs, Morsum


Geschrieben von: Nicole Lütke / veröffentlicht am: 11.07.2023
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