Die Manfred Degen Kolumne
Anschwellende Freuden #02/2025

Men’s Health, das Nachrichtenmagazin für Anabolika-Monster, schreibt seit 30 Jahren über die 30 Muskeln, die der Mann benö-tigt, um eine Kiste Bier ins Auto zu wuch-ten. Toll, wie die das schaffen, ihr Heft je-desmal wieder voll zu kriegen. Und dann machen sie auch noch Sexberatung. Das ist quasi im Preis mit drin. Einmal berichteten sie, dass der Mann am Donnerstag ganz in der Früh die höchste sexuelle Leistungs-bereitschaft zeigt. Frauen allerdings, so hätten andere Wissenschaftler registriert, sind dagegen nachts zwischen 23:00 Uhr und 2:00 Uhr am jibbeligsten. Wenn ich das dann lese und mir noch in Erinnerung rufe, dass Männer alle 56 Sekunden an Sex denken, Frauen, jedoch nur alle zwei Tage – vier Fieberkurven, die sich quasi nie be-rühren – dann verstehe ich, dass immer we-niger geschnackselt wird. Aber der Redakteur von diesem Schwell-körper-Journal war nun richtig auf Tes-tosteron und berichtete weiter: „ wenn Sie wissen wollen, ob Sie Erektionsstörungen haben, dann kleben sie vorm Schlafenge-hen um ihr schlaffes Glied einen Streifen Briefmarken, ist dieser morgens an der Perforation auseinandergerissen – mehr-fach sogar – ist die Welt noch in Ordnung – sie sind ein funktionierender Mann und können sich anderen negativen Denkschlei-fen zuwenden“.
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Der Marburger Bund schlägt vor, eine neue Krankschreibungsform einzuführen – Teil-zeitkrank. Das ist der Zustand so zwischen fast total malad und eher topfit. Ein paar Stunden arbeiten am Tag wäre dann mög-lich – oder aber nur mit halber Kraft. Also nicht krank, sondern – so mein Vorschlag: Kank. Hmm.
Nehmen wir mal ein konkretes Beispiel: Zwei farbenblinde Lokführer: der eine kann nicht rot und der andere ist grün-blind… Wenn die beiden nun als Team auf dem Bock einer Marschbahn säßen – der Rot-blinde gibt Gas und der Grün-blinde hat die Hand auf der Bremse. Alles klar? Also, schlimmer als jetzt kann es eigentlich nicht werden.
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Apropos Bahn. Hatten Sie schon mal einen Mitreisenden, dem seine Mutti oder wer auch immer hartgekochte Eier als Reise-proviant mitgab? Warum tun Menschen so was Schlimmes…? Ich verrat‘ es Ihnen: Ei-erverzehrende Bahnreisende tun das, weil sie ihr Abteil mit Schwefel-Wasserstoffen zur Kampfzone machen wollen: Die zwölf-Minuten-hartgekochten Eier werden an der Rückenlehne des Vordermannes aufge-klopft, über zehn Kilometer aufgepult und danach unter stetem nachsalzen verspeist. Irgendwann sind die Eier dann weg, doch der Gestank steht im Wagen wie ein Pferd im Flur, der Eierprinz guckt glasig wie ein doofes Kind und ein Ende der Reise ist im-mer noch unsagbar fern.
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Ja ja, die Welt ist aus den Fugen. Nichts ist mehr, wie es mal war. Darum jetzt zum Schluss mal was Tröstliches: In Memphis/Tennessee ist die Welt noch in Ordnung. Denn dort ist die Zeit stehen geblieben. Die internationale Presse berichtet, dass die kleine Sozialwohnung, in der die Fami-lie von Elvis Presley Anfang der Fünfziger Jahre gelebt hat, besichtigt werden kann.
Ja, man kann dort sogar übernachten. Manche sitzen einfach nur da – ergriffen und still. Einige zittern auch oder müssen weinen, weil sie die Situation emotional überwältigt, sogar die Männer.“ Ende Zitat. Richtig, so geht auch Amerika.
Ich vermute mal, dass es Sahra Wagen-knecht im Geburtshaus von Joseph Stalin ähnlich erging.
Geschrieben von: Manfred Degen / veröffentlicht am: 15.03.2025