Das Land möchte bauen – eigentlich
Bis jetzt nur ein Sandhaufen

Westerland. Eine kleine und bezahlbare Zwei- bis Dreizimmerwohnung, vielleicht mit Balkon oder ein bisschen Garten? Selbst für Arbeitnehmer mit einem relativ hohen Gehalt auf Sylt unerschwinglich. Und nicht nur, dass das Portemonnaie bei vielen zu klein ausfällt: Es gibt diese Wohnungen schlichtweg kaum auf dem Markt.
Das Thema beschäftigt die Menschen nun seit Jahrzehnten: Es fehlt an bezahlbarem Wohnraum. Die Diskussion scheint die Einwohner in verschiedene Lager gespalten zu haben, ja sie scheint sich zu verschärfen. Denn seitdem der Kreis Nordfriesland die Nutzung von Wohnraum genau überprüft und auf Sylt bereits Ferienwohnungen stillgelegt wurden, sehen viele Anbieter eben dieser Wohnungen ihre Existenz gefährdet.
Im Beherbergungskonzept für die Gemeinde Sylt stand es schwarz auf weiß: Bis 2030 fehlen 2.500 Wohnungen auf der Insel, allein 1.900 in der Gemeinde Sylt. Und obwohl die Bautätigkeit auf Sylt rund viermal so hoch ist wie im Rest von Schleswig-Holstein, fehlen gerade bezahlbare Wohnungen für Erwerbstätige und Senioren. Die Gemeinde ist bereits aktiv geworden und schafft Dauerwohnraum: Bis Ende 2026 werden mehr als 500 Wohnungen gebaut. Damit werden zwar mehr Wohungen geschaffen als wegfallen, aber das Problem bleibt.
Umso erstaunlicher ist es, wenn zwei Einzelhäuser in bester Lage seit Jahren leerstehen und vor sich hin gammeln. In der Uthlandstraße 22 und 27 ist genau das der Fall. Die Gebäude sind Eigentum des Landes Schleswig-Holstein. Ein großes Schild weist darauf hin, dass das Land dort baut: „Hier entstehen Wohnungen für Bedienstete des Landes“ ist zu lesen – voraussichtlich bis Oktober. Zwei große Sandhaufen liegen jeweils neben den Häusern, aber gebaut wird nicht.
Gerd Nielsen, Fraktionsvorsitzender der SPD, hat beim zuständigen Gebäudemanagement eine Anfrage eingereicht. „Die Gemeinde Sylt, der Wohnungsbau-Ausschuss und das KLM bemühen sich seit Jahren, die Wohnraumsituation auf Sylt zu verbessern. 500 bis 600 Haushalte suchen eine bezahlbare Unterkunft“, heißt es in dem Schreiben. „Es ist ärgerlich, dass dort nichts passiert und die Häuser vergammeln“, klagt Nielsen.
So hat der Vorsitzende des Wohnungsbau-Ausschusses den Landtagsabgeordneten Marc Timmer (SPD) eingeladen, um ihm die vermeintliche Baustelle zu präsentieren und die prekäre Wohnraumsituation klar zu machen. „Wir brauchen Wohnungen und Baugrundstücke. Es kann doch nicht sein, dass auf diesem Grundstück die Häuser leerstehen und nichts passiert. Und das seit Jahren.“ Marc Timmer wird seinerseits eine Anfrage an die Landesregierung stellen, warum das Land nicht mit dem Bau beginnt.
Der Wohnungsbau-Ausschuss wird sich in seiner Sitzung im Mai mit der Uthlandstraße beschäftigen.
Geschrieben von: Nicole Lütke / veröffentlicht am: 17.04.2024