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„Langes Literaturwochenende“ feiert Zehnjähriges

Entschleunigung garantiert!

Foto: Holm Löffler/Sylt Marketing „An diesem erschütternden Meere habe ich tief gelebt“, schrieb Thomas Mann 1928 in das Gästebuch von „Haus Kliffende“ in Kampen. Zahlreiche Literaten suchten und fanden auf Sylt Inspiration für ihre Werke – auch oder gerade in den stürmischen Herbstmonaten.

Insel Sylt. Die Gemeinsamkeit von Sylt und Büchern? Für die Autorin und Kritikerin Elke Heidenreich liegt sie auf der Hand: „Sylt entschleunigt, das Buch entschleunigt“. So schreibt sie es zum zehnten Geburtstag des Langen Literaturwochenendes der Privathotels Sylt (LIWO), das in diesem Jahr von Dienstag, 5. bis Sonntag, 10. November, stattfindet. Bei seiner Premiere 2014 gab es noch Zweifel: „Wer kommt schon im November nach Sylt? Wegen ein paar Büchern?“ Claudia Ebert, Schirmherrin des LIWO und Inhaberin des zu den Privathotels Sylt gehörenden Fünf-Sterne-Hauses Budersand, antwortete sinngemäß: „Gerade im November! Gerade wegen ein paar Büchern“. Richtig! Denn Sylt hat literarische Tradition. Sowohl als Ort der Inspiration, als Schauplatz der Handlung.

Von Theodor Storms „Sylter Novelle“ über Thomas Manns Eintrag in einem Kampener Gästebuch („An diesem erschütternden Meere habe ich tief gelebt“) bis zum binnen weniger Tage nahezu ausgebuchten LIWO.
Und dann sind da ja auch noch die Veranstaltungen des Kampener Literatursommers, die Literatur fördernde Listland-Stiftung und die im Dezember 20 Jahre alt werdende Sylt Foundation. Letztere, eine Stiftung der Rantumer Kulturmanagerin Indra Wussow, ermöglicht es jungen Schriftstellerinnen und Schriftstellern, sich über das Inselschreiber-Stipendium vom Seewind frische Ideen in den Kopf pusten zu lassen. Unter ihnen sind spätere Bestsellerautorinnen und -autoren (Juli Zeh, Thomas Hettche, Moritz Rinke), Büchner-Preisträgerin Terézia Mora und Jenny Erpenbeck. Die Inselschreiberin von 2006 erhielt für ihren in der untergehenden DDR spielenden Roman „Kairos“ den englischen Booker-Preis 2024. Werke der Inselschreiber finden sich auch in Eberts Hotel. Dort hat Heidenreich die Bibliothek ausgestattet. Ein Raum mit deckenhohen Bücherregalen und einer Fensterfront zum Meer. Um die 1.500 Bücher stehen dort parat, um Gäste zu entschleunigen. Einmal im Jahr macht Ebert Inventur, zählt, sortiert, ergänzt den Bestand. Sie sagt: „Literatur gehört zu meinem Leben.“

Buchempfehlungen von Rolf Klaumann
In welch‘ belesener Gesellschaft sie damit ist, zeigt sich an der Zahl der Buchhandlungen. Acht davon gibt es auf Sylt. Vier davon allein in Westerland. Zuzüglich des Bahnhofskiosks, der auch ein halber Buchladen ist. Als im Frühjahr der NDR-Kultur-Podcast „eat.Read.sleep“ auf Einladung der Listland-Stiftung im dortigen Erlebniszentrum Naturgewalten aufgezeichnet wurde, verriet Rolf Klaumann von der Sylter Badebuchhandlung, was das Leseherz seiner Kundschaft begehrt: Krimis und Familiengeschichten, die am Meer, am besten mit lokalem Wiedererkennungswert auf Sylt, spielen. Seine Empfehlung: die zu Romanen verarbeiteten Kindheitserinnerungen „Ozelot und Friesennerz“ und „Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehen“ der gebürtigen Sylterin Susanne Matthiesen. Klaumanns persönliches Lieblingsbuch, „Zur See“ von der Husumerin Dörte Hansen, spielt zwar nur vielleicht auf Sylt, ist aber gespickt mit so viel Inseltypischem, dass man es auf dem Festland wohl nur mit größtem Heim- oder Inselweh lesen kann. Im Podcast erzählt er: „Das, was Dörte Hansen beschreibt ist arche- oder inseltypisch. Solche Leute kennt jeder hier.“ Einige von ihnen, das sagt zwar nicht Klaumann aber die Sylter Küstenklatschwelle flüstert es, sollen sogar ziemlich konkrete Sylter Vorbilder haben.

50 Beiträge zum Thema Herbst auf Sylt
Welchen Vorbildern wohl beim erstmals ausgeschriebenen LIWO-Literaturwettbewerb „Finde deine Worte“ Denkmäler gesetzt werden? Zum Thema „Herbst auf Sylt“ gingen mehr als 50 Beiträge ein. Welche Geschichten werden erzählt? Was werden sie aufwühlen? Glück oder Wut? Der LIWO-Preis wird als Abschluss des zehnten Literaturwochenendes, das inzwischen eigentlich Literaturwoche heißen müsste, im Hotel Budersand verliehen. Elke Heidenreich, Julia Westlake (Moderatorin des Kulturjournals auf N3) und Hamburgs Literaturhaus-Chef Rainer Moritz werden den Gewinnertext auszeichnen. Und selbst wenn er starke und stärkste Emotionen auslösen sollte – das Budersand liegt so nah am Meer, wie kaum ein Hotel auf Sylt. Im Nordseewind. Über beides, Meer und Wind, schreibt Dörte Hansen im Klappentext von Klaumanns Lieblingsbuch, dass sie so etwas wie Balsam für „Ausschläge auf Haut und Seele“ seien: „Und die See soll es dann richten, und der Wind soll pusten, bis es nicht mehr weh tut.“ Gerade im November. Gerade wegen ein paar Büchern. Gerade auf Sylt.
Zum Verbund der Privathotels Sylt gehören die Hotels Benen-Diken-Hof (Keitum), Landhaus Stricker (Tinnum), Fährhaus (Munkmarsch), Rungholt (Kampen) und Budersand (Hörnum). Gemeinsam richten sie das LIWO, eine Kombination aus literarischen und kulinarischen Genüssen, aus. www.privathotels-sylt.de.


Geschrieben von: Redaktion / veröffentlicht am: 30.10.2024
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