Wirtschaftliche Bedeutung von Ferienwohnungen:
Lebensader Tourismus
Foto: Gemeinde SyltInsel Sylt. Sylt steht sinnbildlich für einen Sehnsuchtsort, hohe Lebensqualität und ein wirtschaftliches Erfolgsmodell, das auf der touristische Nutzung der Insel beruht. Doch die neue Gangart im Umgang mit den über Jahrzehnte gewachsenen baurechtlichen Missständen im Bereich der Ferien- und Zweitwohnungen bedrohen diese einzigartige Erfolgsgeschichte.
Die Tatsache, dass ca. 80% der Ferienwohnungen baurechtlich nicht genehmigt sind, könnte dramatische Konsequenzen für die Insel und Ihre Bewohner sowie andere touristisch geprägte Gemeinden wie die Nachbarinsel Föhr haben.
Ferienwohnungen sind das wirtschaftliche Rückgrat der Insel
Der Tourismus ist das wirtschaftliche Rückgrat der Insel – allgemeiner Konsens scheint zu sein, dass er mindestens zwei Drittel der insularen Wertschöpfung ausmacht. Dabei bilden die Gästebetten naturgemäß die Grundlage des touristischen Angebots. Laut Angabe des Kreises NF befinden sich 75 % dieser Betten in Ferienwohnungen, während sich 25% der Betten auf Hotels und andere touristische Angebote verteilen. Diese Struktur zeigt, dass die Ferienwohnungen die überragende Rolle spielen. Doch wenn 80 % dieser Ferienwohnungen – also 80 % von 75 % der gesamten Bettenkapazität – baurechtlich nicht genehmigt sind, dann steht die Grundlage der touristischen Wertschöpfung, die immerhin zwei Drittel der Inselwirtschaft ausmacht, akut auf dem Spiel. Mathematisch betrachtet entspricht dies ca. 40 % der gesamten wirtschaftlichen Leistung der Insel, die unmittelbar bedroht sind. Und dabei ist es nur nebensächlich, ob Ferienwohnungsbetten in Folge der bis Mai 2026 umzusetzenden EU-Verordnung zur Kurzzeitvermietung auf Schlag wegfallen oder über mehrere Jahre durch die Kontrollen des Kreises nach und nach stillgelegt werden., das volkswirtschaftliche Ergebnis ist gleich.
Verlorene Umsätze in der Hauptsaison können nicht aufgefangen werden
Die Folgen wären weitreichend: nahezu jedes Unternehmen auf Sylt – von der Gastronomie über den Einzelhandel bis hin zu kulturellen und medizinischen Einrichtungen – würde unter diesen Umständen direkt oder indirekt massive Einbußen erleiden. Zahlreiche Arbeitsplätze stünden auf dem Spiel, da die Tourismusbranche in ihrem saisonalen Rhythmus operiert. Im Sommer, der Hochsaison, erwirtschaften die Betriebe ihre Gewinne unter Vollauslastung und den höchsten Umsätzen. In der Nebensaison hingegen entstehen klassischerweise Verluste, die nur durch die Überschüsse der Hoch- und Nachsaison ausgeglichen werden können. Verlorene Bettenkapazitäten in der Hochsaison bedeuten somit einen unwiederbringlichen Verlust an Übernachtungen, der nicht einfach kompensiert werden kann.
Wohnnebenkosten werden steigen
Darüber hinaus würde die Infrastruktur, die die eigentlich kleinen Kommunen auf der Insel so attraktiv für Einheimische und Gäste machen, stark in Mitleidenschaft gezogen. Einrichtungen der Daseinsvorsorge wie medizinische Versorgung und Apotheken, der öffentliche Nahverkehr, kulturelle und Freizeitangebote, der Lebensmitteleinzelhandel sowie die Gastronomie sind alle auf kontinuierliche Einnahmen angewiesen, um ihre hohe Qualität aufrechterhalten zu können. Selbst für die Energieversorgung wird der Rückgang der Übernachtungen Auswirkungen haben: mit sinkendem Verbrauch an Wasser, Gas und Strom müssten die Strukturkosten auf eine deutlich geringere Verbrauchsmenge verteilt werden, was zu spürbar steigenden Energiekosten führen würde – eine der weniger sichtbaren, aber negativen Konsequenzen für Mieter und Immobilieneigentümer.
Die nächste Haushaltssperre ist am Horizont
Die Konsequenzen reichen jedoch weit über die Wirtschaftlichkeit hinaus. Sollte die Nutzungsuntersagung der baurechtlich nicht genehmigten Ferienwohnungen fortschreiten, würde dies nicht nur die touristischen Einnahmen und Arbeitsplätze gefährden. Es ist ein offenes politisches Geheimnis, dass insbesondere der Haushalt der Gemeinde Sylt auf optimistischen Steuereinnahmen und geschönten Ausgabenerfordernissen beruht, um die vergangene Haushaltssperre aus dem Weg zu räumen. Die Finanzierung kommunaler Leistungen – wie Abschaffung von Straßenausbaubeiträgen über freiwillige soziale Leistungen für Sport, Kultur und Daseinsvorsorge bis hin zur Bezahlung der Gehälter der Verwaltungsmitarbeiter – wird in dieser Form nicht mehr möglich sein. Eine Haushaltssperre und ein eiserner behördlich verordneter Sparkurs wären höchstwahrscheinlich die Folge. Zur Abfederung könnten merkliche Steuererhöhungen vorgenommen werden, die ihre ganz eigene Wirkung auf die ohne angeschlagene Sylter Wirtschaft hätten. Eine erneute Haushaltssperre würde Sylt nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozial entwerten. Die Attraktivität der Insel für Gäste und Insulaner würde erheblich sinken, was langfristig zu einer unvermeidlichen Verschuldung und einem schweren Erbe für die nächste Generation führen dürfte.
Die Insel verdient eine positive Lebensperspektive
Verantwortungsvolle Politik sollte darauf ausgerichtet sein, dass sich die Gegenwart von diesem Damoklesschwert befreit und die Zukunft nicht mit dieser schweren Hypothek beschwert. Es bedarf dringend einer klaren und nachhaltigen baurechtlichen Lösung, um den Fortbestand des touristischen Wirtschaftsfaktors zu sichern und somit die gesamte Infrastruktur der Insel zu schützen. Ohne diese Weichenstellung drohen nicht nur existenzbedrohend sinkende Steuereinnahmen und massive Arbeitsplatzverluste, sondern auch gravierende soziale Konsequenzen, die das Lebensgefühl und die Zukunftsfähigkeit der Insel nachhaltig beeinträchtigen würden. Und das, obwohl genau das Gegenteil durch die Baurechtskontrollen bewirkt werden sollte: eine lebenswerte Insel mit Zukunft.
Die Botschaft ist klar: Sylt kann es sich nicht leisten, auf touristische Betten zu verzichten. Die baurechtlichen Missstände müssen behoben werden, um die Basis der Inselwirtschaft zu sichern – für die aktuellen Bewohner und für die kommenden Generationen.
Geschrieben von: Redaktion / veröffentlicht am: 05.02.2025