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Ein legendäres Neujahr auf Sylt – ein Erlebnisbericht

Silvester Partybus, Prosecco und Polonäse

Foto: Ralf Meyer

Insel Sylt. Die Magie des Alleine-Reisens und der non-verbalen Kommunikation durch Tanz sind mir sehr vertraut. Ich entdeckte sie während meiner vielen Auslandsstudienaufenthalte in Südafrika, Fiji, Indien, USA, China etc. Dort war es oft unmöglich, Reiselustige zu finden, die zur gleichen Zeit Lust auf ähnlich Verrücktes hatten. So war es auch am 31.12.: Keine*r hatte Lust, mit mir von Hamburg aus auf eine teure, sturmgepeitschte Insel zu fahren, wo deswegen auch sämtliche Outdoor-Partys abgesagt wurden und wo ich noch dazu kein Zimmer reserviert hatte. Ich war jedoch bereits beim Weihnachtsbaden in die eisigen Fluten gesprungen und wusste, dass Sylt-Liebhaber auch bei Kälte in fantastische Stimmung kommen können!

Am Westerland Bahnhof angekommen, fand ich sie jedoch bereits um 18:00 Uhr vor: die traurigen und enttäuschten Gesichter von den Uninformierten. Unschlüssig berieten sie vor dem Plakat: „Strandparty abgesagt.“ Zögerlich stapfte ich zum Bus mit dem Plan, um 20:20 Uhr nach Hamburg zurückzureisen, um dort um 23:50 Uhr auszusteigen und bei der Altonaer Balkon-Party mitzumachen, sollte Sylt mich bis 5:20 Uhr (nächster Zug) nicht willkommen heißen. Irgendwo musste es doch zumindest eine coole Hausparty geben?

Aber ehrlich gesagt: Auch meine Stimmung war im Keller. Ich war im Job unglücklich und wollte mich am liebsten im Bett verkriechen. Es hatte mich viel Selbstüberwindung gekostet und viel Reiseerfahrung benötigt, um diesen Plan auch nur anzutreten.
Mutlos stapfte ich also Richtung Bus. Der sollte angeblich die ganze Nacht fahren, aber auch bei diesem Sturm? Würde ich da nicht bei einer Sturmböe im Straßengraben landen und dann im Regen erfrieren? Ich hatte Technik-Detox. Kein Handy bei mir für Notfälle oder Recherchen – um die Sache noch etwas spannender zu machen. Das Jahr hatte doof aufgehört, konnte also nicht viel schlimmer werden. Trotzig forderte ich mein Schicksal für diese Nacht heraus. Übernachten bei Männern oder ein 150-Euro-Neujahrsdinner waren bewusst keine Option.

Etwas müde mühte ich mich die zwei Stufen rauf, in irgendeinen Bus: Auf Sylt kann man sich ja nicht so leicht verirren, und wo eine gute, günstige Party zu finden war, wusste ich ja auch nicht.

Geflasht riss ich meine Augen auf: WHOW!!! Der Bus war voller Girlanden. Jemand hatte sich hier wirklich eine Weile ausgetobt! Man sah fast keine Leute vor lauter Girlanden, und gute Musik verbreitete tollen Vibe. „Busfahren ist heute bis 5 Uhr gratis. Guten Rutsch“, empfing mich der attraktive Busfahrer freundlich. „Auch bei Sturm?“, antwortete ich verunsichert. Mit einem „Ja“ überzeugte er mich.

Ab dem Moment war mein Neujahr gerettet. „Im schlimmsten Fall würde ich die ganze Nacht in dem Bus verbringen und wäre der glücklichste Neujahrsmensch“, dachte ich mir, von einem Ohr zum anderen grinsend. Es ging zufällig Richtung Norden, erst erkundete ich Wenningstedt, Mellhörn-Beach (mein Lieblingsspot auf Sylt), dann List.
Im Gosch hieß es: „Offen, keine Reservierung notwendig.“ Whow, dachte ich mir und kam mir vor wie auf einer österreichischen Skihütte (ich bin Österreicherin); inklusive Gejohle und Geschunkel sowie fröhliche Gesichter bis spät in die Nacht. Ich musste sogar mit meiner Fischsuppe in der Hand mitschunkeln, bis mich ein freundlicher Kellner in eine sichere Ecke rettete.

Gestärkt und, da die Musik nicht so meines war, setzte ich mein Abenteuer vollen Mutes fort: Wieder zum Bus, diesmal übertraf er sogar den vorhergehenden! Die Aussage des neujährlich gekleideten Busfahrers, inklusive Hut und blinkender Krawatte, ist der Grund für diesen Artikel: „Wir wollen es in die Zeitung schaffen!“ Er, sein Arbeitskollege (ein Hobby-Pilot, der eigentlich frei hatte!!!) und ein bereits gebildeter inoffizieller Fanclub überzeugten mich. Sie verteilten tollen Vibe, gekühlten (!) Prosecco und Musik aus eigens installierten Partymusikboxen. Die verteilten Trinkgelddosen füllten sich.
Draußen peitschte der Sturm, und drinnen sangen wir „Westerland“, wohin wir – inklusive fünf stimmungsvollen Extrarunden im Kreisverkehr – auch fuhren. Eigentlich wollte ich noch die Clubszene in Westerland checken, aber der Fanclub überzeugte mich, noch eine Runde im Bus zu bleiben; wir hatten ja noch zwei Stunden bis Mitternacht.

Foto:
Ralf Meyer


Geschrieben von: Elana Neil / veröffentlicht am: 19.01.2025
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