Finanzausschuss diskutierte ersten Haushaltsentwurf
Zahlen im Nebel
Foto: Archiv Der erste doppische Haushalt für 2024 und 2025 wurde zwar von den Mitgliedern des Finanzausschusses beraten, doch noch sind nich alle Zahlen klar.Gemeinde Sylt. Eigentlich sollte jeder Mensch wissen, wie viel Geld er auf dem Girokonto, im Portemonnaie oder auf der hohen Kante hat. Einnahmen, feste Kosten, variable Ausgaben oder Sparbeträge – das alles lässt sich in einem Haushaltsbuch festhalten. Wie viel Geld die Gemeinde Sylt zur Verfügung hat – die Mitglieder des Finanzausschusses tappen im Dunkeln! In der jüngsten Sitzung stand der erste doppische Doppelhaushalt für die Jahre 2024 und 2025 der Gemeinde Sylt auf der Tagesordnung. Doch wer gedacht hat, die Mitglieder der Verwaltung wüssten nun, wie es genau um die Finanzen der Gemeinde bestellt ist, irrt.
Schaut man sich den Entwurf des doppischen Doppelhaushalts genauer an, dann kann einem vor lauten Zahlenkolonnen schwindelig werden. Martin Marställer, Leiter des Fachbereichs Finanzen und Controlling, stellte die Haushaltspläne vor und erklärte, wie diese zu lesen sind. Die öffentliche Haushaltsführung wurde in den vergangenen Jahrzehnten auf die sogenannte „Doppik“ umgestellt – die Gemeinde Sylt hinkt damit noch immer hinterher. Warum?
Um einen solchen Haushalt aufstellen zu können, muss das Vermögen bewertet werden – also alle Straßen, Gebäude und sonstigen Investitionsgüter der Gemeinde. Dieser Vorgang ist mit einem enormen personellen, zeitlichen und nicht zuletzt auch finanziellen Aufwand verbunden. Eigentlich soll ein doppischer Haushalt mehr Klarheit schaffen, denn er zeigt beispielsweise künftige finanzielle Verpflichtungen der Gemeinde und den Wertverlust der Infrastruktur auf. Doch im vorläufigen Plan sind nicht korrekte Zahlen eingeflossen, diverse Posten werden vermutlich noch rausfallen.
„So ist beispielsweise für das Archiv eine Summe eingestellt worden, allerdings gibt es keinen Beschluss dazu. Diese Summe müsste also raus“, erklärt SPD-Fraktionschef Gerd Nielsen. „Wir müssen uns nochmal vier bis sechs Wochen gedulden, bis korrigierte Zahlen vorliegen“, erklärte der Vorsitzende des Ausschusses, Clemens Raab (CDU). Auch die Höhe des Defizits ist noch unklar. Raab schätzt die Summe auf sechs bis sieben Millionen Euro. „Die Gewerbesteuern sind zurückgegangen, dazu kommen die Abschreibungen“, sagt er. Dieses Defizit muss durch die Gemeinde ausgeglichen werden. Auf der hohen Kante liegen rund 47 Millionen Euro. Diese Summe soll für Investitionen, nicht zum Defizitausgleich genutzt werden.
„Erst, wenn die richtigen Zahlen auf dem Tisch liegen, kann die Politik darüber sprechen, wo man die entsprechende Summe einsparen kann.“
Das sieht Gerd Nielsen skeptisch. „Wir haben 47 Millionen auf dem Konto und sprechen vielleicht darüber, freiwillige Leistungen zu kürzen? Die Gemeinde hat eine Eigenkapitalquote von über 90 Prozent, das hat wohl kaum eine andere Gemeinde in Deutschland“, so der SPD-Fraktionschef abschließend. Beide rechnen damit, dass im September ein Haushalt für die Jahre 2024 und 2025 vorliegen könnte.
Geschrieben von: Von Nicole Lütke / veröffentlicht am: 10.07.2024