15 Kinder zu Streitschlichtern ausgebildet
Zuhören und ausreden lassen!
Foto: Privat Im Mittelpunkt: die frisch ausgezeichneten Streitschlichterinnen und Streitschlichter der St. Nicolai-Schule in Westerland. Hinten links: Schulleiter Horst-Peter Feldt, dann Agnes Binn. Rechts: Silke Schütt-Klockenhoff.Westerland. Wenn zwei sich auf dem Schulhof in die Haare kriegen, schlichtet der Dritte. Oder die Dritte. Und wie das genau geht, also wie man einen Streit ziemlich erfolgversprechend beendet, haben 15 Jungs und Mädchen der zweiten und dritten Klassen der St. Nicolai-Schule in der vergangenen Woche richtig gut gelernt. Im Pastorat saßen sie im Kreis neben den beiden Lehrerinnen Silke Schütt-Klockenhoff und Agnes Binn und übten Schlichtungsgespräche, für die es gar einen eigenen Schlichtungsraum gibt, ein. Doch wie soll ein solches Schlichtungsgespräch genau ablaufen? Worauf sollten sich Schlichter und Streithähne oder -hennen einigen, bevor es richtig losgehen kann mit dem Gespräch?
„Zuhören!“ „Keine schlechten Wörter!“ „Ausreden lassen!“ „Nichts rum erzählen und alles bleibt unter uns!“
Die Jungen und Mädchen waren schon recht weit in ihrem Grundwissen über die Frage, wie man aus einem Streit die Luft ablassen kann. In Vierer-Runden – zwei Streitschlichter und die Streitenden – lernten alle wie in einer Art Theaterstück, worauf es genau ankommt für den erwünschten anschließenden Frieden.
„Diese Fähigkeit ist sicher etwas, was der Gesellschaft fehlt“, sagte Silke Schütt-Klockenhoff im Gespräch mit unserer Zeitung. Das Amt des Streitschlichters ist ein Ehrenamt und die Ausbildung kostet die Kinder Mühe. In der vergangenen Woche saßen sie fünf Tage lang zusammen. Und ein ganzes Schuljahr lang treffen sie sich ab dem kommenden Schuljahr jede zweite Woche eine Stunde zur Supervision. „Das ist die Zeit, in der die anderen Kinder auf dem Spielplatz herumtollen und auf der Schaukel sitzen. Aber die Streitschlichter sind eben bereit, für die anderen etwas zu lernen und auch mal auf Spaß und Freude zu verzichten.“
Aber nach Konzentration und Anstrengung in den vergangenen Tagen durften sich die jungen Streitschlichter über ihre Zertifikate freuen, die Schulleiter Horst-Peter Feldt am vergangenen Freitag in einer kleinen Feierstunde in der Nicolai-Schule überreichte. Außerdem gab‘s Kinogutscheine. Und darüber hinaus haben die Kinder sogar noch Kleinigkeiten zu essen vorbereitet – alles in allem ist es also eine ziemlich runde Sache, dass es jetzt 15 Mädchen und Jungen mehr gibt, die sich um den Ärger anderer kümmern und diesen im besten Fall sogar aus der Welt kriegen.
Über die Schule St. Nicolai
Die Grundschule mit Förderzentrumsteil St. Nicolai ist im Jahr 2010 durch Fusion der Grundschule St. Nicolai und der Förderschule Pestalozzischule entstanden. Die ehemalige Förderschule hat nunmehr die Aufgaben eines Förderzentrums und betreut alle Schulen und Kindertagesstätten der Insel im Bereich Prävention, Integration und Sprachheilarbeit. Ebenso ist die Schule Zentrum für Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Die Schule St. Nicolai ist also eine Schule, bestehend aus zwei Schularten.
In der Schule wird Integration und Inklusion gelebt und gefördert. Das Prinzip des Förderns und Forderns wird an St. Nicolai großgeschrieben. Das bedeutet, dass im Gegensatz zum Unterrichten im Gleichschritt der Lernstand eines jeden Kindes mit seinen individuellen Stärken und Schwächen erkannt wird und im weiteren Lernen und im Unterricht Berücksichtigung findet. Darauf bezieht sich dann der binnendifferenzierte und zum Teil auch individualisierte Unterricht.
Die Leitideen für den Schulalltag:
• Fördern und Fordern (ein spezielles Augenmerk wird auf die Hochbegabung gelegt)
• Integration und Inklusion
• Toleranz gegenüber allen Mitschülern
Diese Leitideen werden im Unterricht in Form von Wochenplan- und Freiarbeit, einer Montessoriklasse und einem Fächerband umgesetzt. Letzteres ermöglicht einem Schüler beispielsweise die Teilnahme am Unterricht eines Fachs in der nächsthöheren Klassenstufe.
/ veröffentlicht am: 10.07.2024